Messias. Das Wort wurde Musik
Katarzyna Jackowska

Philharmonie in Szczecin
Als wir darüber nachgedacht haben, wie man Georg Friedrich Händels Meisterwerk Der Messias in einem Satz zusammenfassen könnte, kam uns eine Paraphrase jenes evangelischen Verses in den Sinn, der zur Weihnachtszeit oft zitiert wird. Denn das Wesen dieses Abends ist: das Wort wurde Musik. Es ist keine Oper – obwohl es voller Emotionen ist. Es ist keine Liturgie – obwohl es auf biblischen Texten beruht. Es ist kein Konzert „zu Ehren von“ – sondern eine bewegende Erzählung vom Licht, das im dunkelsten Moment des Jahres geboren wird.
Händel schuf ein Oratorium, das sich von allen anderen unterscheidet. Alles begann im Jahr 1741, als der Komponist – resigniert, von Krankheit gezeichnet und vom Publikum wenig beachtet – innerhalb von nur 24 Tagen ein Werk schrieb, das sein Schaffen neu definieren und ihm Unsterblichkeit verleihen sollte.
Der erste Teil des Oratoriums spricht von Hoffnung. Doch es handelt sich nicht um eine typische weihnachtliche Idylle. Wir hören die Worte der Propheten, die die Ankunft des Messias verkünden – eines Kindes, das die Welt verändern wird. Aus der Dunkelheit tritt das Licht hervor. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht – singt der Tenor in den ersten Minuten des Oratoriums. Die Musik in diesem Teil ist klar und freudig, aber zugleich von tiefer Ernsthaftigkeit geprägt. Es ist kein Triumph, sondern ein Innehalten und erwartungsvolles Warten auf die Geburt. Der Höhepunkt dieser ersten Partie ist der berühmte Chor For unto us a Child is born, in dem Händel kindliche Freude mit königlicher Erhabenheit verbindet.
Der zweite Teil ist ein Weg durch das Leiden – jedoch auf ganz andere Weise dargestellt als in den Passionen. Nicht die Geschichte vom Leiden Christi steht im Mittelpunkt, sondern die Frage, was es heißt, abgelehnt zu werden, sich hinzugeben – und erlöst zu werden. Der Chor All we like sheep have gone astray (Wir gingen alle in die Irre) klingt beinahe leicht – bevor er in eine ernste Stimmung übergeht. Zentraler Moment dieses Teils ist He was despised – eine Alt-Arie über Einsamkeit und Verachtung. Und dann folgt das Halleluja – der bekannteste Teil des Werks, tausendfach aufgeführt, eines der berühmtesten Musikstücke der Menschheitsgeschichte.
Der dritte Teil ist ein musikalisches Emporsteigen, ein Moment der Erhebung. Der Sopran singt I know that my Redeemer liveth (Ich weiß, dass mein Erlöser lebt) – die Hoffnung wird zur Gewissheit. Im Finale erklingt der Chor Worthy is the Lamb und das große Amen – wie ein Licht, das nicht verlischt, sondern für immer im Gedächtnis bleibt.
Im Dezember, wenn die Tage am kürzesten und die Gedanken am längsten sind, erinnert uns der Messias daran, dass das Licht langsam, aber unaufhaltsam kommt. Denn in diesem Werk ist das Wort tatsächlich Musik geworden – und genau deshalb klingt es anders. Stärker, wahrhaftiger – es trifft direkt ins Herz. Zum Weihnachtsfest wünschen wir Ihnen Licht, tiefe Empfindung und Wahrheit – jene, die in dieser Musik lebendig wird.